Permakultur-Projekt in Bosnien; 3. Brunnen bauen, statt Quelle fassen

Permakultur-Projekt in Bosnien; 3. Brunnen bauen, statt Quelle fassen

Wasser suchen:

Es ist eine Quelle vorhanden, die an der Grundstücksgrenze, aber auf dem Nachbargrundstück, austritt. Wir wollten diese möglichst nicht angreifen, nur zur Not, falls wir keine andere finden. Zuerst haben wir uns das Grundstück auf dem Plan mit Höhenlinien angeschaut und aufgezeichnet, wo das Wasser her kommt, wo es hinfließt, und an welchen Stellen es sich sammelt. Man setzt dazu verschiedene Punkte, die Wassertropfen symbolisieren, auf verschiedene Stellen auf dem Plan. Wenn man eine Verbindungslinie zur nächst tiefer gelegenen Höhenlinie im rechten Winkel zeichnet, und zur nächsten, usw., dann sieht man, wo das meiste Wasser hin- und abfließt. Wasser fließt unterirdisch ungefähr so, wie oberirdisch. Mit dieser ersten Info sind wir das Grundstück abgeschritten, auch auf der Suche nach Wasserzeiger. Das sind Pflanzen, die Feuchtigkeit lieben und deshalb anzeigen, wo feuchter Boden ist. Außerdem ist Desiré mit ihrem Pendel und Volker mit einer Wünschelrute unterwegs gewesen. So gab es insgesamt 5-6 Stellen, an denen wir Wasser vermuteten.

Probe-Grabungen:

Anfangs hatten wir einen kleinen Bagger. Dieser hat knapp 2m tief und schaufelbreit (ca.40cm) gegraben. An der 1. Stelle, etwas unterhalb der Mitte des Grundstücks, links, ca. 8m von der Grenze weg, fanden wir weißen Lehm mit etwas Sand vermischt – relativ feste Brocken – kein Wasser. Die 2. Stelle war etwas weiter unten, selbe Entfernung von der Grenze, dort gab es wundervollen weißen Lehm ziemlich rein – sehr gut zum bauen geeignet – aber wieder kein Wasser. Die 3. Grabung erfolgte ca. auf Höhe der 2. nur mittiger auf dem Grundstück. Diese Grabung erfolgte eher aus Neugier, wie der Boden dort beschaffen ist (Humus, wo beginnt A- und B-Horizont) – kein Wasser. Der 4. Platz war wieder weiter oben, relativ mittig. Nach ca. 2m war der Aushub plötzlich feucht und wir freuten uns riesig, nun auf Wasser gestoßen zu sein. Es war ein äußerst spannender und interessanter Moment, weil wir zuschauen konnten, wie das Wasser aus dem Erdreich rann, und sich der Graben ca. 20cm hoch langsam mit Wasser füllte. Dies sollte unser Arbeitsplatz werden. Eine Stelle gab es noch, die uns interessierte; es war am oberen flacheren Teil des Anwesens, ebenfalls linke Seite (die linke Seite ist generell die höher gelegene!), und ca. 10m von der Nachbargrenze entfernt – aber auch hier war, zumindest nach 2m Tiefe, kein Wasser. Einen Platz gibt es noch, an dem ziemlich sicher Wasser nach wenigen Metern zu finden ist, wo wir aber nicht gegraben haben, um die bestehende Quelle nicht zu stören; er ist auch in der Mitte des Grundstücks, eher rechts und oberhalb der Quelle; es gibt dort einige wasserzeigende Pflanzen, vor allem Wasser-Minze und einige Sumpfgräser.

Brunnen statt Quelle:

Am nächsten Tag sind wir an unsere 4. Probe-Grabungs-Stelle gekommen, und haben festgestellt, dass ca. 30cm klares Wasser in unserem Graben steht. Eine Quellfassung kam nicht in Frage, da der Untergrund unter unserem Grundstück nicht aus Fels, oder einer anderen wasserführenden (wasserundurchlässigen) Schicht besteht, sondern vermutlich aus einem Schwemmkegel. Da man eine Quelle genau am Austritt einer wasserführenden Schicht gefasst werden sollte, kam dies hier nicht in Frage. Der Graben, den wir ausgehoben hatten, wies in der Tiefe (c. 2m) hauptsächlich Geröll, Gestein und Sand auf. Somit entschieden wir uns, einen Brunnen zu bauen.

Bau des Brunnens:

Der Aushub

Wir entschieden uns, eine weitere Grabung ca. 3m unterhalb dieses, mit Wasser gefüllten Grabens, zu machen. So müssen wir nicht so tief graben, weil das Gelände abfällt, und der Wasserstand somit höher liegt. Das heißt, man braucht bis an die Erdoberfläche auch weniger Material (Betonringe, Kies, Rohrleitungen, etc.). Mittlerweile hatten wir einen großen Bagger, denn der kleine hätte dieses Volumen und die Tiefe nicht geschafft. Nach ca. 1,5m stieß die Baggerschaufel schon auf Wasser. Wir waren so fasziniert, weil das Wasser aus allen Richtungen kam……nicht nur von oben, und seitlich……auch interessanterweise von unten floss Wasser aus dem Erdreich in unser Loch. Innerhalb kürzester Zeit füllte sich das mittlerweile ca. 2,5 Kubikmeter große Loch mit Wasser. Es spülte sogar eine Höhle bergseits aus; es brach immer wieder was vom Boden ab und wir hatten ein bisschen Sorge, dass die Bodendecke nicht hält und ein zu großes Loch entsteht (vor allem, weil oberhalb unseres Lochs der Aushub lag). Wir haben dann unsere Arbeiten an dem Loch eingestellt, um am nächsten Tag zu sehen, wieviel Wasser in die Stelle einläuft.

Einsetzen der Betonringe (Durchmesser 1m)

Am nächsten Tag waren wir sehr überrascht, wie viel Wasser sich in unserem Loch gesammelt und geklärt hat. Es war eine beachtliche Menge (siehe Fotos). Jetzt musste das Loch noch tiefer gegraben werden, damit wir die passende Tiefe für das Einsetzen der Betonringe haben; unter Berücksichtigung, dass die Ringe auf einem Kiesbett stehen werden. Hierbei muss beachtet werden, dass nicht zu viel Kies verwendet wird; es besteht die Gefahr, dass das Wasser dann unter den Ringen hindurch rinnt! Jetzt wurden Löcher in die Betonringe gebohrt, durch die das Wasser vom Erdreich ins Reservoir fließen kann. Außen herum wird wieder Kies verlegt, zur Drainage des Wassers, damit sich die gebohrten Löcher im Ring nicht mit Erdreich zusetzen. Auch hier besteht die Möglichkeit, dass das Wasser an den eingesetzten Ringen vorbeifließt. Das Einsetzen war nicht ganz einfach; wir mussten es zweimal versuchen. Der Durchmesser des Lochs war zu klein und es brach ein Stück von der unterhöhlten Decke ein, Erde fiel in den Ring und setzte auch die gebohrten Löcher zu. Die Betonringe wurden wieder herausgehoben, und der Durchmesser unseres Lochs vergrößert. Über Nacht füllte sich unser Loch wieder mit richtig viel Wasser. Dieses wurde vom Bagger heraus geschaufelt, was sehr mühsam war, weil recht viel Wasser nach sickerte(mit der Pumpe ging es nicht, weil sie sich immer wieder mit Kleinteilchen zusetzte. Anschließend konnten wir aber die Ringe gut einsetzen, da wir genügend Platz hatten. Dies musste recht schnell gehen, wegen dem schnellen Wasserzulauf.

Eingraben der Betonringe

Nachdem alles waagrecht stand, wurden die Betonringe, unser Wasserspeicher, zugeschüttet. Wieder einen Tag später pumpten wir das Wasser aus dem Brunnen, um zu sehen, wie viel Wasser jetzt tatsächlich in welcher Zeit in unseren Brunnen fließt. Wir sind mit dem Zufluß äußerst zufrieden, können es aber in Liter nicht messen.

Abschluß

Jetzt kommt nur noch eine Abdeckung auf den Brunnen und er bleibt erstmal bis zum Frühjahr 2016 in Ruhe. Das war natürlich schon ein ziemlicher Eingriff, der von der Natur „verschmerzt“ werden muss.

Später kommt in den Brunnen, mit momentan 1m Durchmesser, ein weiterer Betonring, mit ca. 0,60m Durchmesser hinein. Der äußere Ring wird mit Rundkies befüllt, und im inneren Ring ist das eigentliche Wasser-Reservoir (Brunnen). Somit haben wir eine weitere Drainage und das saubere Trinkwasser kann von dort herausgepumpt werden. Siehe Zeichnung (Dies ist die Lösung, wenn der Brunnen am Hang gebaut wird. Wenn man in der Ebene einen setzt, kommt der innere Ring in die Mitte, und die Löcher werden rundherum hinein gebohrt).

 

Idealerweise kann man noch, an der Tal-Seite, am äußeren Ring (außen) eine Lehmschicht einbauen, damit das Wasser nicht „abhaut“. Bei uns kommt von allen Seiten so viel Wasser, dass wir es ohne versucht haben….